Reisefotografie

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Tipps für bessere Fotos auf Reisen

Dezember 2022
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Fotograf Michael Voss in Namibia Michael Voß Fotograf

Wer auf große Reise geht, möchte seine Erlebnisse gerne fotografisch festhalten. Denn bekanntlich sagt ein Bild mehr als tausend Worte.  Doch wenn Sie das Gefühl haben, dass Sie sich in Ihren Reisefotografien noch Potential verbirgt, sind Sie auf diesem Blogbeitrag genau richtig. Als erfahrener Fotograf gebe ich einige Tipps wie Ihnen das Fotografieren auf Reisen zukünftig besser gelingen kann. Auch erhalten Sie einen Einblick in die Grundlagen der Fotografie – was ist die Blendenöffnung und was der ISO-Wert? Und welche Bildgestaltungsregeln sollten Sie beim Fotografieren beachten? Diesen Informationen habe ich zahlreiche Beispielbilder beigefügt samt Notiz mit welchen Einstellungen sowie mit welcher Kamera das jeweilige Foto entstanden ist. Nun wünsche ich Ihnen schon einmal viel Spaß beim Fotografieren sowie „Gutes Licht“ für Ihre nächste Reise!

 

Namibia Gamedrive Fahrzeug Giraffe

Aufgenommen mit: Canon 7D - F:9, 1/1000 sec., Iso 500, 18mm. Pirschfahrt in Namibias Otavibergen

Einstieg in die Reisefotografie - die Basics

Eine Frage, die sich jeder Fotograf zu Anfang stellen sollte, ist: „Was überhaupt ist Fotografie?“.  Jeder macht es, aber wohl die wenigsten wissen, wie sie eigentlich funktioniert. Ich möchte mich daher an einer kurzen Erklärung versuchen. Unter Fotografie versteht man die Kunst, Licht mit einer Kamera einzufangen, um ein Bild zu erzeugen. Das Licht fällt durch eine Linse und beleuchtet ein lichtempfindliches Material. Früher benötigte man dafür unhandliche Glasplatten in riesengroßen Geräten, die irgendwann durch Rollfilme abgelöst wurden. Viele von Ihnen kennen die Zelluloidfilme sicher noch. Um die Jahrtausendwende hielten dann Digitalkameras Einzug in die Fotowelt. In diesen Kameras befinden sich lichtempfindliche Sensoren, die die eingefangenen Informationen in kleinste Pixel umrechnen. Sie sind so klein, dass unser Auge die vielen aneinander gereihten Quadrate als einheitliches Bild wahrnehmen – das Foto!

Und warum sollte man auf Reisen überhaupt fotografieren? Denn eigentlich sind unsere Augen auch den besten Kameras haushoch überlegen. Sie verfügen über einen permanent arbeitenden Autofokus, super Weitwinkel, perfekte Lichtanpassung durch die Pupillen und das Ganze in 3D. Das Problem ist nur, dass unser Gehirn nach und nach die abgespeicherten Bilder und Erlebnisse aussortiert, wenn es nicht immer wieder Impulse für die Erinnerung bekommt. Und aus diesem Grund empfehle ich Reisen mit Fotos oder Videos festzuhalten. Dabei ist es egal, ob ich ein Smartphone, eine ältere oder eine supermoderne Kamera benutze. Man nutzt die Reisefotografie in erster Linie für sich und seine Erinnerungen an schöne Momente und Reiseerlebnisse!

 

Die ersten Tipps zu Beginn:

Tipp Nr. 1: Haben Sie Spaß an der Fotografie! Bilder während der Reise aufzunehmen, sollte keine Pflichtaufgabe sein. Sonst kommt sowieso nicht viel Gescheites dabei raus. Fotografieren Sie das, was Sie interessant finden und lassen Sie sich nicht unter Druck setzen!

Tipp Nr. 2: Lernen Sie Ihre Kamera kennen! Beschäftigen Sie sich vor Abreise ausgiebig mit Ihrem Gerät. Zwar sind neue Kameramodelle mittlerweile kleine technische Wunderwerke, aber man muss etwas Erfahrung sammeln, um das Potential nutzen zu können. Wer mit einer neuen Kamera auf große Reise geht, dem empfehle ich wenigstens das Handbuch mitnehmen. Aber allzu viel Zeit zum Studium hat man bei einer TARUK Reise erfahrungsgemäß nicht.

Tipp Nr. 3: Sie sind der Künstler! Ihnen sollte bewusst sein, dass die Kamera immer nur ein Werkzeug ist. Sie sind der Künstler und Sie bestimmen, was sich hinterher auf Ihrer Speicherkarte befindet. Je besser Sie sich mit dem Gerät auskennen, umso sicherer sind Sie im Umgang und umso entspannter können Sie die Reise genießen und auf gelungene Aufnahmen zurückschauen. Und die Floskel „Übung macht den Meister“ trifft auf die Fotografie in jedem Fall zu!

Namibia Personen fotografieren Fahrzeug Afrika

Aufgenommen mit: Canon 7D - F:10, 1/1250, Iso 200, 26mm

Welche Kamera eignet sich für die Fotografie auf Reisen?

Erlaubt und geeignet ist grundsätzlich alles! Vom Smartphone über analoge Kameras, Bridge-, Kompakt-, Spiegelreflex- bis hin zu den neuen spiegellosen Systemkameras. Bei der Wahl der richtigen Kamera für die Reisefotografie kommt es drauf an, was man für Ansprüche hat und wie viel man zu tragen bereit ist. Generell kann man sagen: je größer der Sensor einer Kamera, umso besser ist die Grundqualität der Aufnahmen. Doch natürlich spielt auch das, was der Algorithmus mit der Aufnahme macht, eine Rolle. Dank künstlicher Intelligenz erzeugen auch Smartphones oft beeindruckende Bilder. Für viele Reisende ist das völlig ausreichend.

Wer jedoch eine größere Kamera mit auf Reisen nehmen möchte, sollte auch das Reiseziel mit in die Entscheidung einfließen lassen. Für Tieraufnahmen in Afrika würde ich ungern auf ein Teleobjektiv mit min. 400mm Brennweite an einer Spiegelreflex- oder Systemkamera verzichten. Auch Bridgekameras haben einen großen Brennweitenbereich von Weitwinkel bis zum langen Teleobjektiv. Im Vergleich zu einer Spiegelreflex- oder Systemkamera ist die Qualität weniger gut, dafür sind Bridgekameras deutlich leichter im Gewicht. Für Landschaftsaufnahmen eignet sich jedoch auch in Afrika am besten das Weitwinkelobjektiv. Aus diesem Grund kann es durchaus Sinn machen bei Safaris zwei Kamerabodys mitzunehmen, denn von einem Objektivwechsel von Weitwinkel- zu Teleobjektiv bei Staub oder feuchten Wetterlagen ist definitiv abzuraten. Überall wo Tiere nicht im Mittelpunkt einer Reise stehen, kommt man auch mit allen anderen Kamerasystemen recht gut zurecht. Sehr beliebt ist z.B. ein 18-200mm Reiseobjektiv, mit dem man den größten Teil der Motive abdecken kann. Auch die neueren Kompaktkameras können Test-Berichten zu Folge mittlerweile sehr gute Ergebnisse erzielen. Meist ist die Qualität der Bilder besser als die der Smartphones, weil die Sensoren größer sind.

Letztendlich muss jedoch jeder für sich entscheiden, mit welcher Kamera er auf Reise geht. Wir als Semi-Profis haben stets einen Fotorucksack von jeweils ca. 10 Kilo mit zwei Kamerabodys und drei bis vier Wechselobjektiven dabei. Doch das machen die wenigsten Reisenden und wir sind bestimmt nicht das Maß der Dinge.

 Doris fotografiert in der Algarve Portugal den Sonnenaufgang

Aufgenomme mit: Canon R5, F:16, 1/10 sec., Iso 200, 14mm. Sonnenaufgang an der Algarve / Portugal.

Ein Wort zur Sicherheit von Daten und Kamera auf Reisen

Wie in allen Lebenslagen gilt bezüglich der Sicherheit auf Reisen selbstverständlich auch, dass Aufmerksamkeit und Achtsamkeit der beste Schutz sind. Dies trifft ebenfalls auf Ihre Kamera sowie Ihre Daten zu. Ein paar Tipps zum Schutz Ihres Fotoequipments möchte Ihnen dennoch gerne mit an die Hand geben.

Tipp Nr. 1: Verstauen & transportieren Sie Ihre Kamera sachgerecht! Ganz gleich für welche Kamera Sie sich entscheiden, sie sollte in jedem Fall in einem Fotorucksack oder einer gepolsterten Fototasche transportiert werden. Wenn diese auch gleich wasserfest sind und vor Staub schützen – umso besser! Ansonsten gibt es im Outdoorhandel wasserdichte Transportsäcke, die Kamera und Objektive vor dem Nass werden bewahren.

Tipp Nr. 2: Führen Sie Ihre Kamera im Handgepäck mit! Ich würde immer empfehlen Kameras und Objektive während des Fluges im Handgepäck zu transportieren. Ersatzakkus sind auf Grund der Brandgefahr im Aufgabegepäck sogar verboten. Aus diesem Grund sollten Sie jedoch beim Kauf einer Fototasche oder eines Fotorucksackes auf die zulässigen Handgepäcksmaße der jeweiligen Airline achten.

Tipp Nr. 3: Sichern Sie Ihre Daten oder verteilen Sie diese auf verschiedenen Speichermedien! Profis übertragen Ihre Fotos und Videos während einer Reise regelmäßig auf externe Speichermedien. Wir haben immer eine unzerstörbare externe Festplatte von SanDisk sowie einen kleinen Laptop dabei, um unsere Reisefotos unterwegs zu sichern. Das möchte nicht jeder machen. Daher empfiehlt es sich, bereits beim Kauf auf eine hohe Qualität der SD-Karten zu achten. Wenn Sie zudem sowohl mit der Kamera als auch mit dem Smartphone fotografieren, verteilen Sie das Risiko des Datenverlustes. Mit dem Smartphone oder einer WLAN-fähigen Kamera können Sie auch zwischendurch – insofern eine gute WLAN-Verbindung vorhanden ist – Daten über einen Cloud-Anbieter abspeichern.

Tipp Nr. 4: Denken Sie über eine Kamera-Versicherung nach! Je nachdem, wie wertvoll Ihr Kamera-Equipment ist, kann eine entsprechende Versicherung sinnvoll sein. Hier gibt es zahlreiche Versicherungsunternehmen, die Kamera und Objektive im Falle von Diebstahl, Bedienungsfehlern oder auch bei Bruch versichern – entweder einzeln oder als Paket.

Portugal Lissabon Frau fotografiert Tram

Aufgenommen mit: Canon 5D Mark III, F:7,1, 1/640 sec., Iso 200, 14mm. Zwei alte Trams in Lissabon.

Hilfreiches Equipment für die Reisefotografie

Neben der Kamera selbst sowie dem passenden Transportbehältnis der Kamera gibt es noch einige Gadgets, die einem das Fotografieren auf Reisen erleichtern bzw. hilfreich sein können. Nachfolgend also meine Tipps für Dinge, die jeder Reisefotograf stets in der Fototasche haben sollte:

  • Taschen- oder Stirnlampe: Beim Fotografieren im Dunkeln unverzichtbar, wenn man seine Kamera nicht blind bedienen kann. Auch hilfreich für die sonstige Orientierung bei Dunkelheit.
  • Fotografenhandschuhe: Wer bei kalten Temperaturen fotografiert, weiß sie zu schätzen. Bei speziellen Handschuhen für Fotografen lassen sich ganz einfach die Kuppen der Fingerlinge wegklappen, um die Kamera besser bedienen zu können.
  • Bohnensack: Eignet sich hervorragend als Stativersatz zur Stabilisierung der Kamera.
  • Speicherkarten-Case: Für eine sichere Aufbewahrung der SD-Karten. Speicherkarten sollten selbstverständlich auch ausreichend im Gepäck sein!
  • Ersatzakkus: Um unterwegs schnell den leeren Akku austauschen zu können.  
  • Adapter: Damit Sie auch in Ihrem Reiseland Ihren Kamera-Akku wieder aufladen können.
  • Mini- oder faltbare Stative: Besonders bei Nachtaufnahmen wichtig.
  • Filter: Besonders bei Landschaftsaufnahmen eine gute Ergänzung.
Selbstfahrer Fahrzeug an der Spitzkoppe Namibia

Aufgenommen mit: Canon 5D Mark III, F:10, 1/800 sec., Iso 200, 24mm. Taruk-Selbstfahrer an der Spitzkoppe / Namibia. 

Kleiner Fotokurs für Anfänger

Für viele Fotografie-Anfänger scheint die Kamera außerhalb des Automatikbetriebes eine große Unbekannte zu sein. Das ist schade, denn meist verbirgt sich in den Kameras ein viel größeres Potential. Damit Sie ebendieses Potential bei Ihrer nächsten Reise ausnutzen können, möchte ich Ihnen im nächsten Abschnitt einige Funktionsweisen der Kamera näherbringen. Und vielleicht versucht sich der ein oder andere im Anschluss einmal außerhalb des Automatikmodus. Gleichzeitig möchte ich Anfängern jedoch auch ans Herz legen, immer nur einen Parameter zu ändern – nicht gleich mehrere. Sobald man eine Änderung beherrscht, kann man sich – insofern man möchte – an die nächste trauen. Jetzt aber erst einmal zu den Basics des Fotokurses!

 

Das Dateiformat für Ihre Reisebilder – JPG vs. RAW

Wer während einer Reise fotografiert, möchte meist auch Stolz auf das Ergebnis sein. Und da das perfekte Bild eher selten direkt aus der Kamera kommt, sondern bei der Bearbeitung den Feinschliff verpasst bekommt, spielt schon das Aufnahmeformat eine richtungsgebende Rolle. Standardmäßig ist für den Automatikmodus das JPG-Format eingestellt. Doch ist es ausreichend Bilder im JPG-Format aufzunehmen oder sollten es lieber RAW-Bilder sein? Hier kommt es wieder auf Ihre Ansprüche an. Ich persönliche fotografiere fast ausschließlich im RAW-Format. RAW ist das Rohdatenformat in der Fotografie und enthält alle Bildinformationen, die der Bildsensor aufgenommen hat. Fotografiert man hingegen im JPG-Format findet bereits in der Kamera eine Bildbearbeitung statt. Ähnliche Farben werden zu einer Farbe zusammengestaucht und helle sowie dunkle Bereiche verlieren an Struktur. Dies ist zum Beispiel bei weißen Schäfchenwolken am blauen Sommerhimmel der Fall: bei einem JPG-Bild ist die Wolke einfach weiß, die einzelnen Wölbungen sind nicht mehr erkennbar. Diese Strukturen und Farbinformationen bleiben im RAW-Format hingegen erhalten. Dafür müssen RAW-Bilder immer nachbearbeitet werden und die Dateien benötigen etwa ein Drittel mehr Speicherplatz als JPGs.

In der Regel können alle Spiegelreflex- oder spiegellose Systemkameras im RAW-Format fotografieren. Je nach Hersteller und Alter ist dieses Format auch in Kompakt- oder Bridgekameras verfügbar. Und sogar einige Smartphones im höheren Preissegment können mittlerweile RAW-Bilder erzeugen. Insofern man denn möchte!

Namibia Etosha Zebras Spiegelung Okaukuejo

Aufgenommen mit: Canon 5D Mark III, F:6,3, 1/2000 sec., Iso 400, 300mm. Zebras "vorm Frühstück" im Okaukuejo-Camp / Namibia.

Das magische Dreieck der Fotografie – die richtigen Einstellungen treffen

Das Geheimnis der richtigen Kamera-Einstellung liegt darin, drei Werte ins richtige Verhältnis zu setzen. Man spricht hier vom magischen Dreieck der Fotografie. Und hat man das Prinzip einmal verstanden, ist es eigentlich gar nicht so schwierig. Diese drei Werte sind 1. die Größe der Blendenöffnung (Blende), 2. die Belichtungszeit und 3. die Rauschempfindlichkeit, die man auch ISO nennt. Ändert man einen dieser drei Parameter, dann ändern sich auch die anderen Werte. Wähle ich z.B. eine größere Blendenöffnung, dann gelangt mehr Licht auf den Sensor und die Belichtungszeit verkürzt sich. Mit einer kleinen Öffnung verlängert sich dann die Belichtungszeit, was dann zu Verwacklungen der Aufnahme führen kann. Wird die ISO erhöht, so verkürzt sich die Belichtungszeit, aber die Bildqualität sinkt durch ein erhöhtes Bildrauschen. Verkürze ich die Belichtungszeit, dann öffnet sich entweder die Blende oder die ISO steigt. Im Endeffekt sucht der Fotograf immer einen Kompromiss zwischen diesen drei Werten, mit dem ein zufriedenstellendes Bild entsteht.

 

Aufnahmemodi – Manuell, halbautomatisch & Automatikmodus

Im Automatikbetrieb stellt die Kamera Blendenöffnung, Belichtungszeit und ISO selbstständig ein. Bei guten Lichtverhältnissen funktioniert dies einigermaßen gut, bei schwierigem Licht jedoch weniger. So mancher Fotografie-Anfänger wollte schon die ganze Kamera samt Objektiv abschreiben, weil er die Fotos im Automatikmodus nicht zufriedenstellend fand. Dabei hilft oft schon ein Aufnahmemodi-Wechsel. Denn wer tatsächlich die Kontrolle über seine Aufnahmen haben möchte, sollte sich vom Automatikmodus lösen. Und wer am Anfang noch unsicher ist, kann je eine Aufnahme sowohl mithilfe der Automatik als auch z.B. mit einer Blendenvorwahl machen.

Ein auch für Anfänger gut geeigneter Aufnahmemodus ist die Blendenvorwahl. Es handelt sich hierbei um eine Art Halbautomatik, bei der Sie die Blendenöffnung vorgeben und die Kamera die passende Belichtungszeit berechnet. Die ISO können Sie ebenfalls manuell einstellen. Bei einer Canon-Kamera heißt dieser Modus AV, bei Sony A. Ich fotografiere auf Reisen fast ausschließlich mit der Blendenvorwahl, da man so schnell auf sich ändernde Lichtverhältnisse reagieren kann. Wird die Belichtungszeit zu lang, stelle ich den ISO-Wert höher. Ein zweiter halbautomatischer Modus ist die Zeitvorwahl. Hier wird die gewünschte Belichtungszeit eingestellt und die Kamera wählt die passende Blende. Bei Canon ist die Zeitvorwahl als TV am Einstellungsrädchen markiert, bei Sony mit einem S. Allerdings gibt es nur wenige sinnvolle Anwendungsmöglichkeiten für diesen Modus, z.B. bei Bildserien, wo die Belichtungszeit immer gleich sein soll. Bei mir findet dieser Modus keine Anwendung.

Im manuellen Modus werden dann alle drei Paramater vom Fotografen bestimmt. Dieser Aufnahmemodus eignet sich eher für in der Reisefotografie erfahrenere Personen. Vor allem wenn man ausreichend Zeit zum Einstellen der Kamera hat und sich die Lichtverhältnisse nicht schnell verändern, bietet sich der manuelle Modus an. Ich nutze ihn darüber hinaus bei Aufnahmen mit Blitz sowie bei der Vogelfotografie. Dafür benötige ich eine sehr kurze Belichtungszeit sowie eine größtmögliche Blendenöffnung.

Namibia DeadVlei Paar fotografiert Bäume Sossusvlei

Augenommen mit: Canon 5D Mark III, F:13, 1/200 sec., Iso 400, 100mm. Fotoshooting im Deadvlei / Namibia.

Welche Blendenöffnung stelle ich bei welchem Motiv ein?

Die Blendenöffnung bestimmt zum einen die einfallende Lichtmenge, zum anderen aber auch wie groß der Schärfebereich ist. Je höher die Blendenzahl ist, umso mehr wird scharf. Das liegt daran, dass die Kamera mehr Zeit braucht, um möglichst viele Details scharf zu stellen. Da bei Landschaftsaufnahmen der gesamte Bildbereich scharf sein sollte, empfiehlt es sich eine Blendenzahl zwischen 8 und 11 zu wählen. Für Portraits von Personen und Tieren nutzt man auf Grund der besseren Freistellung eine offene Blende – sprich es wird eine kleine Blendenzahl gewählt. So ist das Objekt im Vordergrund scharf, der Hintergrund verschwimmt und setzt sich vom Model ab. Wichtig ist, dass die Belichtungszeit nicht zu lang ist! Hinweis: Diese Blendenzahlen beziehen sich hauptsächlich auf Spiegelreflex- oder Systemkameras. Das Prinzip ist aber bei allen Kameras gleich, bei denen man Blendenöffnung, Belichtungszeit und den ISO-Wert einstellen kann.

Wie wähle ich den richtigen ISO-Wert?

Ein geeignetes Mittel, die Belichtungszeit zu variieren, ist die Einstellung des ISO-Wertes. Je höher die ISO, umso kürzer die Belichtungszeit, aber auch mehr Bildrauschen. Bei hellen Lichtverhältnissen wird ein niedriger Wert gewählt – z.B. 100-200 –, bei dunkleren dementsprechend höher, z.B. 400-800. Dabei sollte man immer auf die passende Belichtungszeit achten. Bei höheren ISO-Werten muss mit einer grobkörnigeren Struktur gerechnet werden. Ab wann das Rauschen im Bild als störend wahrgenommen wird, hängt stark von der Kamera ab. Ein ISO-Wert von 400 sollte für jede Kamera gut zu bewältigen sein. Topmodelle erzeugen auch mit ISO-Werten von 1.000 relativ rauschfreie Bilder. Teilweise kann das Rauschen auch in der Bildbearbeitung nachträglich wieder entfernt werden.  

Welche Belichtungszeit sollte ich wählen?

Die korrekte Belichtungszeit hängt von den herrschenden Lichtverhältnissen ab. Je dunkler es wird, umso länger wird die Belichtungszeit. Mit einer längeren Belichtungszeit kommt man irgendwann in den Bereich, wo die Bilder verwackeln, weil die Kamera nicht lange genug stillgehalten wird. Meiner Erfahrung nach liegt diese Grenze etwa bei einer Belichtungszeit von 1/80 Sekunden. Während einige Fotografen lieber mit hellen aufnahmen arbeiten, nutze ich lieber dunklere Bilder. Meiner Meinung nach lassen sich aus dunklen Bildbereichen besser Bildinformationen herauslocken als aus hellen. Die genaue Einstellung kann jedoch abhängig vom Kameramodell sein. Dies wird am besten durch Ausprobieren in Erfahrung gebracht.

 

 Namibia Etosha Springbock Wasserloch Afrika Sonnenuntergang

Aufgenommen mit: Canon 5D Mark III, F:6,3, 1//160 sec., Iso 400, 300mm. Ein Springbock am Wasserloch im Etosha N.P. / Namibia.

Bildgestaltung: der „Goldene Schnitt“

Das Bild von dem Springbock am Wasserloch zeigt die beiden wichtigsten Gestaltungsregeln. Die erste Regel der Bildgestaltung ist „Raus aus der Mitte!“. Werden Menschen, Tiere, Fahrzeuge, o.ä. fotografiert, empfiehlt es sich den Motiven vorne mehr Raum als hinten zu geben. Das muss nicht so viel sein, wie beim Springbock. Eine mittige Position hingegen wirkt meist langweilig, während mehr Freiraum hinten als vorne – mit wenigen Ausnahmen – als Fauxpas gilt. Die zweite Gestaltungsregel findet sich im goldenen Schnitt. Teilt man ein Bild in 9 gleichgroße Teile, wird das Hauptmotiv auf einen der Schnittpunkte gesetzt. Das muss nicht immer haargenau sein. Bei einem Landschaftsbild legt man den Horizont entweder auf die untere oder die obere Linie, einen Baum beispielsweise wird auf die linke oder rechte Linie gesetzt. Ein Bildaufbau dieser Art ist in der Regel reizvoll. Schon berühmte Maler der Vergangenheit haben ihre Kunstwerke nach diesen Regeln gestaltet. Ferner kann man durch ins Bild führende Linien eine Fotoarbeit zum Hingucker machen. Das kann z.B. ein geschwungener Weg oder Strukturen im Sand sein. Auch Spiegelungen jeglicher Art geben einem Bild immer wieder einen "Aha-Effekt"!

Andalusien Malaga Papageien Paar Pfütze Streit

Aufgenommen mit: Canon R5, F:5,6, 1/2500 sec., Iso 6400, 400mm. Mönchsittiche in Andalusien streiten um den Badeplatz.

Bildbearbeitung – der Feinschliff in der Reisefotografie

Wer perfekte Bilder präsentieren will, kommt ohne Bildbearbeitung nicht aus. Wer bereit ist, Zeit mit Bildbearbeitung zu verbringen, wird schnell merken, wie die Qualität der Aufnahmen steigt. Durch den Medienkonsum, der heute so gut wie immer auf höchstem Niveau stattfindet, steigen unsere eigenen Ansprüche. Und die Bilder mit dem „Aha-Effekt“ sind allesamt bearbeitet!

Für die Darstellung von RAW-Bildern benötigen Sie ein Bildbearbeitungsprogramm mit RAW-Converter wie z. B. Photoshop, Lightroom, Elements, Capture One oder Luminar. Oftmals erscheinen die RAWs etwas flau. Das ist aber kein Grund zur Verzweiflung, denn nach der Bildbearbeitung werden die Vorteile dieses Formates deutlich.  Meist bringen eine Tonwertkorrektur oder Kontrasterhöhung den gewünschten Erfolg. Ist das Bild noch etwas grade gerichtet und passend beschnitten, sind 90% der Bildbearbeitung bereits geschafft. Der Sinn der Bearbeitung von Fotos liegt darin, das fotografierte Bild dem Wahrgenommenen anzupassen. Auch das erfordert etwas Übung. Hier kommt ein weiterer Vorteil von RAW-Bildern ins Spiel: diese Dateien können nicht verändert werden. So können Sie als Fotograf immer wieder von vorne beginnen. Abgespeichert wird in den meisten Fällen im JPG-Format, da alle Wiedergabegeräte dieses Format anzeigen können. Aber natürlich dürfen Sie auch Ihren im JPG-Format abgelichteten Bildern den nötigen Feinschliff verleihen!

Maennlicher Loewe vor Safarifahrzeug Namibia Erindi

Canon 7D, F:6,3, 1/250 sec., Iso 400, 516mm. Gamedrive in einem Privatwildschutzgebiet von Namibia

Tipps für die Vorbereitung & für unterwegs

Tipp Nr. 1: Machen Sie sich eine Packliste für Ihr Foto-Equipment! So verhindern Sie, dass das Kamera-Ladekabel oder der Adapter zu Hause liegen bleiben.

Tipp Nr. 2: Schauen Sie sich vorab die Highlights der Fotomotive in Ihrem Reiseziel an! In Fotoportalen wie 500px oder der Fotocommunity können Sie recherchieren, welche die Top-Fotomotive in Ihrem Reiseziel sind. So bekommen Sie ein Gefühl dafür, welche Aufnahmen Sie möglicherweise auch machen möchten. Aber nicht enttäuscht sein, wenn es am Ende vielleicht mal nicht funktioniert!

Tipp Nr. 3: Trauen Sie sich nach Fotostopps zu fragen! Vielleicht haben Sie als einziger ein grandioses Fotomotiv entdeckt. Solange man es nicht übertreibt, kann ruhig nachgefragt werden. Nicht immer ist es möglich zu halten, aber Fragen kostet nichts.

Tipp Nr. 4: Scheuen Sie nicht vor Aufnahmen zu „ungünstigen“ Zeiten! Hin und wieder kollidiert das schönste Licht zum Fotografieren mit dem Frühstück, Abendessen oder im Falle des Sonnenaufgangs mit der Schlafenszeit. Wägen Sie ab, ob Sie nicht vielleicht vor dem Frühstück schon etwas fotografieren möchten, oder das Abendessen etwas abkürzen.

Empfehlenswerte Videos und YouTube-Kanäle zur Fotografie

Video "Crashkurs Fotografie Fotografieren lernen mit Krolop & Gerst!": Wenn ein Video die Fotografie gut erklärt, dann es ist dieses. Ja, man muss sich dafür schon etwas Zeit nehmen. Aber man kann es kaum besser erklären.

YouTube-Kanal Krolop und Gerst: Der Kanal ist vor allem für Fortgeschrittene sehr empfehlenswert - Schwerpunkt Portraitfotografie! Und die "Destination-Reihen" Neuseeland und Namibia sind legendär.

YouTube-Kanal Stephan Wiesner: Bei Stephan findet man Videos zu allen möglichen fotografischen Themen. Jeden Sonntag gibt es außerdem die "Wiesner News"!

YouTube-Kanal Chris Kaula: Chris ist Biologe und Fotograf. Er erklärt sehr gut und sympathisch verschiedenste Naturthemen und macht fantastische Fotos dazu. 2021 war er "Photographer of the Year".

YouTube-Kanal Riko Best: Bei Riko erfährt man alles über Landschaftsfotografie. Er nennt sich gern "Filterfotograf" und das zurecht!

YouTube-Kanal Fabian Fopp: Bei Fabian dreht sich alles um die Tierfotografie - Schwerpunkt Vögel.

YouTube-Kanal Stefan Schäfer: In den Videos von Stefan geht es meistens um Landschaftsfotografie und Bildbearbeitung.

Miachael Voß fotografiert am Aldeyar Wasserfall in Island

Über den Autoren

Mein Name ist Michael Voß und ich bin wohnhaft in der Nähe von Speyer. Einigen TARUK-Gästen kommt mein Name vielleicht bekannt vor, denn im Katalog und auf der Website von TARUK kann man eine ganze Reihe von meinen Bildern und denen meiner Frau, Doris Jachalke, finden. Auch die großformatigen Fotobücher, die auf den Messen zum Anschauen ausliegen, sind von uns. Die Initialzündung für die Fotografie kam bei mir bzw. bei uns während unserer ersten Reise mit TARUK im Jahre 2007 nach Namibia. Die große Rundreise Welwitschia ist ein Traum für Fotografen! Damals steckte die digitale Fotografie noch in den Kinderschuhen und wir hatten erstmals zwei digitale Spiegelreflexkameras und insgesamt drei Wechselobjektive dabei. Die Erlebnisse und Fotomotive waren so beeindruckend, dass für uns feststand: unsere Reisen wollten wir besser dokumentieren. Die Fotos dieser ersten Afrika-Reise bildeten den Grundstock für unser Fotoarchiv, das bis heute mehrere hunderttausend Aufnahmen beinhaltet. Mit drei Impressionen dieser Namibia-Reise gewannen wir verschiedene Fotowettbewerbe, was uns zusätzlich motivierte. Wir schlossen uns einem Fotoclub an, wo wir durch einige „alte Hasen“ erstmal die Grundlagen der Bildgestaltung, die optimale Handhabung der Kameras und, noch viel wichtiger, der Fotobearbeitung kennenlernten. Wir investierten immer wieder in neues und besseres Equipment, das man heute getrost als professionell bezeichnen kann! In unserer Freizeit dreht sich seitdem (fast) alles um die Fotografie. Sehr schnell steigerte sich die Qualität unserer Aufnahmen – nicht zuletzt aus den symbiotischen Kräften unseres gemeinsamen Hobbies. Aber auch zahlreiche Workshops und die Möglichkeiten der sozialen Medien trugen wesentlich zur Verbesserung der Bilder bei. In den kommenden Jahren ging es jedes Jahr ein- bis zweimal auf große Fototour – meistens mit TARUK!

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  • Jörg M.
    Danke für diese gute Zusammenfassung und besonders das magische Dreieck. Der Hinweis mit dem 2. Body ist klasse, aber gerade nicht im Budget (2.500€). Wir werden sehen, ob uns die Fotografie auch so leidenschaftlich packt.
    Antworten
  • Gerd Kesper
    Hallo,
    danke für die tollen Erklärungen -
    vielleicht sollte man auchbeim Equipment eine Powerbank und einen entsprechende landestypischen Stecker mitnehmen!
    Gruß
    Gerd K.
    Antworten
    • TARUK International
      Sehr geehrter Herr Kesper, vielen Dank für Ihren Kommentar sowie Ihre Ergänzung! Gerade für das Handy ist die Powerbank natürlich ein guter Tipp.
      Antworten

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