Tipps zum Fotografieren von Landschaften für Ihre Reisefotos
Einzigartige und wunderschöne Landschaften sind nicht selten einer der Hauptfaktoren in der Wahl eines Reisezieles. Und wenn man dann fasziniert vor den höchsten Dünen der Welt, an einem türkisblauen Gletschersee oder an der Kante eines wahrlich atemberaubenden Wasserfalls steht soll dieser Anblick natürlich auch fotografisch festgehalten werden. Während manch einer das Smartphone zückt und den Auslöser drückt, stellt ein anderer sein Stativ auf, bringt Verlaufsfilter am Objektiv an und macht sich eingehende Gedanken zur Bildgestaltung. Doch ganz so groß muss der Aufwand gar nicht sein. Ich bin mir sicher, dass schon ein paar kleine Tipps und Tricks helfen, um bessere Landschaftsbilder machen zu können. Ebendiese möchte ich in diesem Beitrag mit Ihnen teilen. Und wer weiß, vielleicht hängt schon bald eine selbstfotografierte Landschaftsaufnahme von der letzten Reise an Ihrer Wand?
Aufgenommen mit: Canon R5 - F:16, 1/4 sec., Iso 200, 14mm. Sonnenaufgang an der Algarve.
Tipp Nr. 1: Wählen Sie das richtige Objektiv!
In den allermeisten Fällen werden in der Landschaftsfotografie Weitwinkelobjektive eingesetzt. Die Brennweite eines solchen Objektives bewegt sich zwischen 8mm und 50mm, wobei das Gros der Landschaftsaufnahmen wohl mit einer Brennweite zwischen 14mm und 35mm entstehen. Aus diesem Grund sind Sie auch mit einem Reiseobjektiv, die häufig eine Brennweite zwischen 18mm und 200mm aufweisen und von zahlreichen Reisenden genutzt werden, gut aufgestellt. Auch wenn diese Objektive qualitativ nicht an die Profi-Objektive heranreichen, ist die Kombination von Weitwinkel- und Teleobjektiv in einem natürlich ein großer Vorteil für Weltenbummler die Wert auf leichtes Fotogepäck und eine einfache Handhabung legen. Es gibt auch Situationen, wo sich Landschaften mit dem Teleobjektiv wunderbar fotografieren lassen – z.B. eine in der Ferne liegende Düne –, aber Ausnahmen bestätigen ja bekanntlich die Regel. Aber keine Regel dieser Welt sollte Ihrer Fantasie eine Grenze setzen.
Tipp Nr. 2: Mit geschlossener Blende fotografieren!
Grundsätzlich ist es bei der Landschaftsfotografie empfehlenswert mit einer geschlossenen Blende Bilder zu machen. Je nach Bildgestaltung werden bei einer Blendenöffnung zwischen 8 und 11 die meisten Bildbereiche scharf – und das ist bei Landschaftsaufnahmen meist das Ziel. Aber auch ich habe gerade in der Anfangszeit schon mal vergessen, die Blende zu schließen. Ein Landschaftsbild mit einer kleineren Blendenzahl wie 4 sieht dann eben etwas anders aus, ist aber kein Weltuntergang.
Aufgenommen mit: Canon 5D Mark III, F:11, 0,5 sec., Iso 200, 32mm. Dettifoss-Wasserfall auf Island.
Tipp Nr. 3: Vorab den Schärfepunkt auswählen!
Trotz einer geschlossenen Blende sollte man sich überlegen, wo der Schärfepunkt des Bildes liegen soll, sprich welcher Bereich des Bildes fokussiert wird. Ziehen wir uns als Beispiel doch einmal das Bild des Wasserfalls – dem isländischen Dettifoss – heran. In diesem Fall ist der Felsen der Vordergrund, der Wasserfall die Mitte und die Berge der Hintergrund. Wähle ich den Felsen im Vordergrund als Schärfepunkt, werden die Berge im Hintergrund unscharf. Fokussiere ich die Berge, wird der Felsen ganz vorne mit Sicherheit unscharf – auch das wäre unschön. Ich habe also den Wasserfall zum Schärfepunkt erkoren und so sind sowohl Vorder- als auch Hintergrund scharf geworden. Je nachdem wie „Groß“ die Landschaft ist, sprich wie weit der Hintergrund weg ist, funktioniert dies mehr oder weniger gut. Generell kann aber gesagt werden, dass sich der Schärfepunkt idealerweise im vorderen Drittel des Bildes befinden sollte.
Als Fotograf mit fortgeschrittenen Fähigkeiten und Stativ können auch drei oder mehr Aufnahmen vom gleichen Bildausschnitt mit verschiedenen Schärfepunkten gemacht werden, die dann am PC zu einem Bild zusammengesetzt werden. Diese Technik nennt sich Fokusstacking und lässt sich Bildbearbeitungsprogrammen wie Photoshop umsetzen.
Tipp Nr. 4: Stativ und Filter bringen Ihre Reise-Landschaftsbilder aufs nächste Level!
Ein Vorteil beim Fotografieren mit Stativ ist, das man problemlos auch mit langen Belichtungszeiten arbeiten kann. Mit einer sehr langen Belichtungszeit können bspw. die Wellen eines Gewässers geglättet werden – für den berühmten „Aha-Effekt“ eines Bildes. Doch die dafür benötigte Belichtungszeit von mehreren Sekunden sind mit den normalen Einstellungen der Kamera kaum zu erreichen, selbst mit komplett geschlossener Blende und möglichst niedrigem ISO-Wert nicht. Für diesen Fall gibt es aber sogenannte ND-Filter, die eine neutrale graue Beschichtung haben und somit weniger Licht auf den Sensor scheinen lassen. Ein handelsübliches Paket besteht aus 3 ND-Filtern mit den Stärken 8, 64 und 1.000. Die Stärke gibt an, um wie viel sich die Belichtungszeit verlängert. Ein Filter mit der Stärke 1.000 verlängert also die Belichtungszeit z.B. von 1/1000 Sekunden auf eine Sekunde.
Es gibt noch zahlreiche weitere Filter, wie z.B. Verlaufsfilter in verschiedenen Stärken, mit denen man helle Bereiche wie den Himmel abdunkeln kann, Reverse-Filter für Sonnenuntergänge am Meer oder Astroklar-Filter für Sternenaufnahmen. Auch ein Polfilter kann Sinn machen – dieser ist eine Art Sonnenbrille für die Kamera und kann Spiegelungen im Wasser herausfiltern und bei hellem Licht den Himmel blauer erscheinen lassen. All diese Filter können auch miteinander kombiniert werden.
Aufgenommen mit: Canon 5D Mark III, F:11, 15sec., Iso 200, 24mm. Sonnenuntergang in Swakopmund / Namibia.
Tipps zur Bildgestaltung in der Landschaftsfotografie
Tipp Nr. 5: Beachten Sie den „Goldenen Schnitt“! Teilen Sie Ihr Bild in neun gleich große Teile ein und platzieren Sie das Hauptmotiv auf einem der Schnittpunkte. Der Horizont kommt auf der oberen oder unteren horizontalen Linie besonders gut. Helfen kann dabei auch, sie das Drittelschema im Sucher oder am Monitor der Kamera einblenden zu lassen. Eine ausführlichere Erklärung zum „Goldenen Schnitt“ finden Sie auch in meinem Grundlagen-Blogbeitrag zur Reisefotografie.
Tipp Nr. 6: Fotografieren Sie ein Motiv in mehreren Variationen! Auch wenn „Raus aus der Mitte!“ die erste Regel der Bildgestaltung ist, können symmetrische Aufnahmen manchmal sehr gut wirken. Da eine Landschaftsaufnahme auf Reisen keine Ewigkeiten in Anspruch nehmen soll, empfiehlt es sich, das Motiv in verschiedenen Variationen zu fotografieren und im Nachhinein am PC zu schauen, welche am besten gefällt. Wer zudem beim Fotografieren etwas „Platz“ um das Motiv herum lässt, hat auch hinterher noch mehr Gestaltungs- und Ausrichtungsmöglichkeiten.
Tipp Nr. 7: Führen Sie den Betrachter durch Linien zum Hauptmotiv! Das kann z.B. ein Weg, ein liegender Baumstamm oder die Struktur einer Düne sein.
Tipp Nr. 8: Variieren Sie Ihren Standpunkt! Sowohl Standpunkt als auch Höhe können oftmals einen gravierenden Unterschied machen. Knien Sie sich also ruhig hin und wieder hin zum Fotografieren.
Tipp Nr. 9: Bilder mit Vorder-, Mittel- und Hintergrund haben die größte Wirkung! Zweidimensionale Bilder tendieren oft dazu, langweilig zu wirken. Vielleicht gibt es eine Pflanze, die sich gut im Vordergrund macht? Dann nutzen Sie diese.
Aufgenommen mit: Canon 5D Mark III, F:4, 1/1600 sec., Iso 400, 24mm. Vertrocknete Akazien im Dead Vlei / Namibia.
Tipp Nr. 10: Die besten Lichtverhältnisse nutzen!
Dass das beste Licht zum Fotografieren zum Sonnenauf- bzw. Sonnenuntergang herrscht, ist kein Geheimnis. Das sanfte Licht mit hohem Rotanteil empfinden die meisten Menschen als sehr angenehm und der Kontrast zwischen hell und dunkel ist nicht so hart wie zur Mittagszeit. Das erleichtert Anfängern häufig das Gelingen von guten Landschaftsfotografien.
Allerdings ist es insbesondere auf Reisen nicht immer einfach ebendieses Licht zu nutzen. Mal passt es von der Routenführung zeitlich einfach nicht, mal sind es die Mahlzeiten oder frühmorgens der Wunsch auszuschlafen, die das Hindernis sind. Wenn jedoch die Möglichkeit besteht, Einfluss zu nehmen, kann ich das nur empfehlen! Um am frühen Morgen die schönste Lichtstimmung des Tages einzufangen lohnt es sich manchmal auf die extra Stunde Schlaf zu verzichten und schon vor dem Frühstück ein paar Bilder zu machen. Zudem ist es zu früher Stunde auch in Städten noch ruhiger und leerer, so dass mit etwas Glück die wirkungsvollsten Aufnahmen mit schönem Licht und klaren Strukturen entstehen. Und wer weiß, vielleicht entsteht so DAS Reiselandschaftsfoto auf Ihrer nächsten TARUK Reise, mit dem Sie dann beim TARUK Fotowettbewerb gewinnen können? Ich wünsche Ihnen gutes Gelingen und viel Spaß beim Fotografieren!
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