Reisebericht Vietnam – Ungeahntes im Land der Drachen

Reisebericht Vietnam – Ungeahntes im Land der Drachen

Lena Ziehres berichtet von ihrer Info-Reise durch Vietnam

August 2024
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Lena Ziehres - Mitarbeiterin von TARUK Lena Ziehres Redaktion & Marketing

Im November 2022 hatte ich die große Ehre im Rahmen einer Info-Reise von Vietnam Airlines Vietnam besuchen zu dürfen. Doch statt Ihnen in diesem Reisebericht Tag für Tag unseren Reiseverlauf und unserer Erlebnisse wiederzugeben, möchte ich diesen Eintrag etwas anders angehen. Natürlich verrate ich Ihnen meine persönlichen Höhepunkte der Sehenswürdigkeiten. Darüber hinaus berichte ich aber auch, was mich während meiner Reise durch den südostasiatischen Staat überrascht, fasziniert und bewegt hat – vom köstlichen Essen bis hin zum verrückten Verkehr auf Vietnams Straßen!

Ruderbootsfahrt in Kanal des Mekong Deltas in Vietnam

Grandiose Landschaften – vom Mekong-Delta zur Halong-Bucht

Schön hatte ich sie mir vorgestellt, doch die Realität hat meine Erwartungen bei Weitem übertroffen: die Halong-Bucht. Unzählige überwachsene Karststeinfelsen ragen aus dem blauen Nass des Golf von Tonkin heraus. Mitten durch diese zauberhafte Landschaft schippert unser kleines Kreuzfahrtschiff, wir sitzen an Deck und genießen die Aussicht – herrlich! Ob bei Sonnenschein, Sonnenuntergang oder im morgendlichen Nebeldunst: immer zeigt sich die Halong-Bucht von einer neuen wunderschönen Seite. Ein faszinierender Kontrast dazu ist das im Süden Vietnams gelegene Mekong-Delta. In 9 Haupt- und unzählige Nebenarme teilen sich die Wassermassen des mächtigen Mekong, bevor sie im Südchinesischen Meer münden. Hier gibt es fruchtbare Reisfelder sowie Kokos- und Obstplantagen. Auch dieser landschaftliche Höhepunkt lässt sich am besten per Boot entdecken. Mit verschiedenen Stopps – zum Beispiel an einer Manufaktur für süße Kokos-Bonbons – fahren wir auf großen und kleinen von Palmen gesäumten Flussarmen hinab.

Lampions auf Markt in Hoi An, Vietnam

Doch nicht nur die Halong-Bucht und das Mekong-Delta konnten mich beeindrucken. Auch die Städte Vietnams sind überaus interessant und schön – allen voran Hoi An! Die Altstadt mit kleinen Gassen voll altehrwürdiger Wohn- und Geschäftshäuser sowie Tempeln werden nach Einbruch der Dunkelheit von Tausenden Lampions sanft erleuchtet. Dadurch entsteht ein Ambiente, das seinesgleichen sucht. Umso lebhafter und geschäftig zeigt sich Hoi An in den frühen Morgenstunden auf dem Markt. Von noch lebenden Krebsen, über frisches Fleisch, Obst- und Gemüse bis hin zu Alltagsgegenständen und Souvenirs wird alles feilgeboten. Selbst Regencapes lassen sich blitzschnell erstehen, wenn man wie wir von einem plötzlichen Regenschauer überrascht wird. Natürlich verdienen auch die ehemalige Kaiserstadt Hue sowie die kontrastreichen Metropolen Hanoi und Ho-Chi-Minh-Stadt meine Erwähnung. Die Bandbreite der Sehenswürdigkeiten in Vietnam ist groß und eindrucksvoll!

Garnelen und Salat in der Kokosnuss in Vietnam
Kokoseis mit Rotwein-Klebereis in Vietnam
Nudelsuppe in Vietnam
Obst mit Chili-Salz in Vietnam

Kulinarische Genüsse der Extraklasse

Von Sommerrollen und Pho als vietnamesische Spezialitäten hatte ich schon einmal gehört. Doch die enorme Vielfalt und außergewöhnlichen Genüsse der vietnamesischen Küche haben mich vor Ort vollkommen überrascht! Dass Reis und Reisnudeln Grundnahrungsmittel sind, war zu erwarten – schließlich ist Vietnam der zweitgrößte Reisexporteur der Welt. Aber das Ganze drum herum hat mich, wie man so schön sagt, von den Socken gehauen. Denn auch Reisnudelsuppe ist keineswegs einfach Reisnudelsuppe. Regional unterscheiden sie sich durch die Breite der Nudeln, ihre Fleischeinlage und Kräuter sowie ihrer Würze. So ist die Brühe einer Pho in Südvietnam dunkler und geschmacksintensiver als im Norden des Landes – von den Reisnudelsuppen mit anderen Namen ganz zu schweigen. Neben der berühmten Pho, die in Vietnam traditionell zum Frühstück gegessen wird, ist die Liste vietnamesischer Köstlichkeiten lang. Frühlings- und Sommerrollen, Papaya-Salat, gefüllte Reisemehlpfannkuchen, Banh Mi-Baguettes, Wasserspinat mit Knoblauch – um hier nur ein paar zu nennen. Im Mekong-Delta wurden meiner Reisegruppe auch gebackener Elefantenohrfisch und Garnelen in Kokosnüssen serviert. Zum Nachtisch gab’s Kuchen aus Mungobohnenmehl und – mein persönlicher Favorit – einen süßen, frittierten Klebereisball. Nicht weg zu denken aus den vietnamesischen Geschmäckern sind auch die vielen exotischen Früchte, die mit und ohne Chili-Salz eine wahre Geschmacksexplosion bieten. Ja, Sie haben richtig gelesen: Obst mit Chili-Salz! In Vietnam kocht und isst man nach dem Ying-und-Yang-Prinzip. Gegensätzliche Zutaten werden miteinander kombiniert, um sich gegenseitig zu neutralisieren – was gleichzeitig für einen ganz neuen Geschmack sorgt. Scharfes wird oft mit süßem kombiniert, in Fett gebratenes wird durch frische Kräuter und Gemüse ausgeglichen. Vermutlich ist dieses Prinzip auch das Geheimnis des vietnamesischen Ca Phe: ein herber, starker Kaffee, der gerne kalt mit süßer Kondensmilch gereicht wird. Und auch hier verbirgt sich für mich ein Überraschungsmoment. Oder hätten Sie gewusst, dass Vietnam der zweitgrößte Kaffeeproduzent der Welt ist?

Roller in Hanoi, Vietnam

Augen auf und aufgepasst in Vietnams Straßenverkehr

Nirgendwo sonst auf der Welt soll es pro Einwohner so viele Roller und Mopeds geben wie in Vietnam. Und nach eingehender Beobachtung des Straßenverkehrs in Saigon und Hanoi – den zwei größten Städten des Landes – erscheint mir diese Statistik durchaus plausibel. Die Masse motorisierter Zweiräder, die sich tag-täglich durch die Straßen Vietnams bewegt, ist schier unglaublich! Mal ganz davon abgesehen, dass es mich wirklich beeindruckt, welche Mengen an Waren und Menschen auf einem solch doch recht kleinen Gefährt transportiert werden können. „Geht nicht, gibt’s nicht“ scheint das Motto zu sein. Eine vierköpfige Familie, zehn Säcke Reis oder ein ganzer Wasserbüffel? Kein Problem für den vietnamesischen Motorroller. Eine viel befahrene Straße zu überqueren ist für mich hingegen ein größeres Problem. Wäre unser Reiseleiter nicht mit dem Befehl ihm zu folgen einfach losgelaufen, würde ich wohl immer noch an der ersten Kreuzung in Saigon stehen und warten. Erstaunlicherweise funktioniert „einfach loslaufen“ – nur stehen bleiben sollte man nicht! Der Verkehr in Vietnams Großstädten bewegt sich wie eine zähflüssige Masse: langsam, aber stetig. Kreuzt man einen Fluss an Rollern und Mopeds, scheint dieser einen einfach zu umfließen, bis die andere Seite erreicht ist. Denn obwohl auf Vietnams Straßen ständig gehupt wird, herrscht ein harmonisches, respektvolles Miteinander zwischen den Verkehrsteilnehmern. Trotzdem bin ich froh, nicht selbst fahren zu müssen. Hanois Altstadt zu Fuß zu erkunden war ein völlig ausreichender Nervenkitzel: fast die gesamte Zeit laufen wir auf der Straße, da die Gehwege zum Parken genutzt werden. Monate später bin ich noch immer fasziniert und beeindruckt von der Funktionsweise des vietnamesischen Straßenverkehrs…

Gemüseverkäuferin auf Markt in Hoi An, Vietnam

Im Land der Dong-Millionäre

„Ich wär‘ so gerne Millionär“ singen die Prinzen – ein Traum, der in Vietnam schnell Realität wird. Der vietnamesische Dong ist eine der schwächsten Währungen der Welt. Eine Millionen Dong entsprechen umgerechnet etwa 37 Euro (Stand August 2024). Die Tage der schlimmen Wertverluste gehören jedoch zum Glück der Vergangenheit an und die vietnamesische Währung hält sich mittlerweile stabil auf ihrem Niveau. Andere Länder wählten während oder nach einer Inflation den Weg einer Währungsreform, Vietnam hingegen entschied sich die alten Scheine einfach zu behalten. Und so lächelt mir beim Geld abheben der vietnamesische Nationalheld Ho Chi Minh von 10.000 und 500.000 Dong-Scheinen entgegen. Dafür werden meine Kopfrechenkünste während der Reise geübt – ein wenig skurril ist es schon, in Millionenbeträgen um eine Box mit Gelée Royal-Döschen zu verhandeln. Handeln steht in Vietnam bei Marktbesuchen an der Tagesordnung und gehört eigentlich zum guten Ton. Wichtig ist aber, dass am Ende auch der Verkäufer die Transaktion mit einem Lächeln auf den Lippen beschließt – übertreiben sollte man nicht.  

Altar mit Opfergaben in Temepl in Hanoi,  Vietnam

Vietnam und die Tutti Frutti-Religion

Tutti Frutti – alles drinnen! So bezeichnet unser Reiseleiter die in Vietnam entstandene Religion Cao Dai. In ihr vereinen sich Glaubensansätze aus Christentum, Buddhismus, Konfuzianismus und Taoismus. Obwohl der Caodaismus die drittgrößte Konfession im Land ist, hat sie bei etwa 98 Millionen Einwohnern gerade einmal 2 Millionen Anhänger in Vietnam. Der Großteil der Vietnamesen bekennt sich nämlich offiziell nicht zu einer Glaubensrichtung. Viel mehr werden Elemente aus unterschiedlichen Überzeugungen in den Alltag integriert und vermischt. Der Buddhismus ist mit prächtigen Tempeln besonders präsent, aber auch Taoismus, Konfuzianismus und das Christentum sind weit verbreitet. Ebenso wie der Glaube an Geister und die Ahnenverehrung. Bei genauem Hinsehen fallen mir immer wieder kleine Ahnenhäuschen in Geschäften auf. Doch nicht nur verschiedenen Glaubensansätzen gegenüber sind die Vietnamesen ein aufgeschlossenes Volk. Auch als Reisender trifft man stets auf freundliche Menschen, die sich über Besucher freuen. Sogar beim Besuch eines Bauern-Pärchens in ihrer bescheidenen Hütte mit Wellblechdach werden wir herzlichst und lächelnd empfangen. Es werden Hocker, Stühle und Bettgestelle herbeigerückt, bis auch der letzte unserer Reisegruppe einen Sitzplatz hat. Und Schwupps: schon werden wir völlig unerwartet mit Tee, Gebäck, erntefrischer Papaya und Pomelo versorgt. Zum Abschied sollen wir zwei Tüten voller Bananen und Gebäck mitnehmen. Dies Abzulehnen wäre unfreundlich, also einigen wir uns mithilfe unseres übersetzenden Reiseleiters darauf, dass wir dem Pärchen die Leckereien zu einem netten Preis abkaufen. Ein herzanrührendes Beispiel der Gastfreundschaft und positiven Grundeinstellung der Vietnamesen!

Lena Ziehres, Info-Reise Vietnam im November 2022

Bildquelle: Lena Ziehres

Blüte einer Frangipani-Tempelblume in Hoi An, Vietnam
Rathaus und Hochhaus in Ho-Chi-Minh-Stadt in Vietnam
Zwei Frauen in traditioneller Kleidung in Hoi An, Vietnam
Tempel in Hoi An, Vietnam

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